Taoismus (daojia)

 

Der philosophische Taoismus ist - ebenso wie die spätere Volksreligion nach seinem zentralen Begriff "Dao" (Weg) benannt. Als Begründer  wird Laozi angesehen, der nach der Tradition ein älterer Zeitgenosse des Konfuzius gewesen sein soll, also im 6. Jh. v. Chr. gelebt hätte. Neuere Forschungen datieren die Niederschrift des ihm zugewiesenen Werks, Daodejing (Buch vom Sinn und vom Leben), auf das 4. Jh. v. Chr.

Der Begriff Dao ist wesentlich älter. 

Das Daodejing beschreibt, wie aus einem geheimnisvollen und mit Worten nicht beschreibbaren Ursprung erst zwei (Yin und Yang) und dann alle Dinge entspringen. 

Die Gegensätze Gut und Böse, Schön und Hässlich, Ruhm und Schande, Lang und Kurz usw. bedingen und ergänzen einander. Der Weise gibt keinem den Vorzug, sondern wahrt das Dao. Er "handelt nicht" (wu wei) und lässt dabei nichts ungetan. D. h. er handelt ohne betonte Absicht und im Einklang mit den Naturgesetzen. Er stellt sich selbst hintan und kommt so eher voran.

Als Fürst lässt er das Volk werken und bleibt weitgehend unbemerkt. Er füllt die Mägen, stärkt die Knochen und fördert einfachen Sinn. Er führt keinen Krieg, wendet keine Gewalt an und erlangt die Anerkennung anderer Staaten durch Kooperation und Bescheidenheit. Einige Han-Kaiser haben sich diese Doktrin zum Vorbild genommen.

Der philosophische Taoismus hat bereits in der Han-Zeit die Künste, Malerei, Kalligraphie und Dichtung zu beeinflussen begonnen und später eine große Wirkung auf die private Lebenswelt der Beamten/Literati ausgeübt. Als frühe Gruppierung mit Vorbildwirkung gelten die sieben Weisen des Bambuswäldchens und ihre Praxis der reinen Konversation (qing tan).

Zwei weitere Zhou-zeitliche Stränge des Taoismus, welche Medizin und Meditationstechniken mitgeformt haben, waren die Hygiene-Schule und die Alchemisten, die sich beide auf die Erlangung der Unsterblichkeit konzentrierten.

Ab dem 2. Jh. begannen Kulte um Laozi und die Unsterblichen auf den Inseln des Ostmeeres und auf den Bergen im Westen. Außerdem wurden von Anfang an vergöttlichte Naturgewalten (Wind, Blitz, Morgenröte) verehrt. Diese Kulte entwickelten sich nach und nach zu einer neben dem Buddhismus weit verbreiteten und von diesem immer schwerer zu unterscheidenden Volksreligion, dessen Götterwelt einem jenseitigen Abbild der Beamtenhierarchien glich.

Die anfänglichen Kultorganisationen mit ihren Glaubenswelten, Ritualen, Meditations- und Kampftechniken wurden immer wieder von revolutionären Bauernbewegungen aufgegriffen, zuletzt von den Taiping Mitte und den Boxern Ende des 19. Jh. Dies erklärt z. T. auch, warum die chinesische Regierung der Falungong-Bewegung so viel Bedeutung beimisst.

Denker: Laotse (Laozi), Zhuang Zhou, Licius (Liezi), Huainanzi.