Laotse (Lao Dan 老耳)


 

Leben: Laotse gilt als Begründer des philosophischen Taoismus.  

Eine Legende besagt, dass im Jahr 604 v. Chr. eine Frau im Staat Chu gegen einen Pflaumenbaum gelehnt einen Buben gebar. Er war 62 Jahre davor empfangen worden. Er konnte kurz nach seiner Geburt bereits sprechen. Er zeigte auf den Baum und sprach, er würde seinen Namen danach wählen: Li 李. Der Vorname, Er 耳, kommt von seinen großen Ohren (die im alten China ein Zeichen von Weisheit waren). Nach seinem Tod wurde er Dan genannt, was langlappig bedeutet.

Seine späten Jahre soll er als Archivar am Hof der Zhou verbracht haben. Er war verheiratet und hatte einen Sohn, der Soldat wurde, und auf welchen die Tang-Kaiser ihre Herkunft zurückführten.

Er errichtete keine Schule, doch die Menschen wurden von sich aus seine Schüler. Konfuzius, der etwa 50 Jahre jünger war, besuchte ihn mehrfach -- und kam dabei nicht gut weg. Sima Qian, Zhuang Zhou und andere berichten darüber. Konfuzius wird so zitiert:

"Ich verstehe, wie Vögel fliegen, wie Fische schwimmen und wie Vierbeiner laufen. Jene, die laufen, kann man fangen, jene, die schwimmen, kann man angeln, jene, die fliegen, kann man schießen. Was den Drachen anbelangt, so kann ich nicht verstehen, wie er in den Himmel aufsteigt, auf Wind und Wolken reitet. Heute sah ich Laotse und kann ihn nur mit dem Drachen vergleichen."

Im Alter von 160 Jahren wandte sich Laotse vom niedergehenden Zhou-Hof und beschloss, eine seiner Entwicklung zuträglichere Umgebung zu suchen. Er verließ Zhou über den Hangu-Pass, der von Luoyang nach Westen führt. Der Passwächter Yin Xi, der den Weisen erwartet hatte, bat ihn, seine Gedanken zu hinterlassen. Laotse schrieb für ihn das Buch vom Sinn (Daodejing) und ritt auf einem Ochsen nach Westen.

So oder so ähnlich wird die Legende tradiert. Auch Sima Qian erwähnt Laotse in eher fabelhafter weise. Wir können nicht wissenschaftlich nachweisen, ob und wie er lebte. 

 

Werk: Auch die Autorenschaft des Daodejing ist unklar. Die Theorien reichen von Einzelautorschaft durch Laotse persönlich im 6. Jh. v. Chr. bis zu Gruppenkompilationen im 3. Jh. v. Chr. Frühe Texte fanden sich in einer Bambusschrift in Guodian (ca. 280 v. Chr.) und in einer Seidenschrift in zwei Varianten in Mawangdui bei Changsha (ca. 200 v. Chr.). Diese umfassen nicht den gesamten heute überlieferten Text und präsentieren ihn in anderer Reihenfolge. Die wichtigsten Kommentare stammen von He Shanggong 河上公aus der Westlichen Han-Dynastie und von Wang Bi 王弼 (226-249) aus der Zeit der Drei Reiche.

Das Daodejing ist das am häufigsten übersetzte Werk nach der Bibel. Es ist der wichtigste Text des philosophischen Taoismus. Mit seinen 5000 Zeichen in 81 Abschnitten ist es überaus konzise. Durch die abstrakte und knappe Formulierung erhält es die besondere Eigenschaft, dass jeder das hineininterpretieren kann, was ihn selbst beschäftigt -- gewissermaßen wie ein lose geknotetes Netz, das man nach Neigung ausfüllen kann, oder ein Spiegel, der einem das eigene Bild zurückwirft. So hat es bis heute Menschen im Osten und seit etwa 300 Jahren auch im Westen fasziniert und begleitet.

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