Licius (Lie Yukou 列御寇) (-4. Jh.?)


Licius im Turm der Philosophen

Leben: Wenig bekannter lateinischer Name ist Licius. Er lebte laut dem nach ihm benannten Buch "unerkannt" im Kleinstaat Zheng in der heutigen Provinz Shandong. Er muesste demnach etwa 50 Jahre juenger gewesen sein als Konfuzius. Er ist historisch nicht nachweisbar.

Liezi schildert dem Scholar Yin seine Heimfahrt auf dem Wind:

"Damals dachte ich, Du seiest hinter die Sache gekommen, und nun war es nur eine kleinliche Laune von Dir! Setz' Dich, ich will Dir sagen, was ich bei meinem Meister gelernt habe. Nachdem ich mich an meinen Meister gewandt und Freundschaft geschlossen mit jenem andern, vergingen drei Jahre. Ich wagte im Herzen nicht über Recht und Unrecht nachzudenken noch mit meinem Munde über Vorteil und Nachteil zur reden. Da erst bekam ich von meinem Meister einen einzigen Blick. Nach fünf Jahren dachte ich in meinem Herzen wieder an Recht und Unrecht und redete mit meinem Munde wieder über Vorteil und Nachteil. Da erst heiterte sich die Miene des Meister auf, und er lächelte. Nach sieben Jahren machte ich mir im Herzen wieder keine Gedanken mehr über Recht und Unrecht und redete mit meinem Munde keine Worte mehr über Vorteil und Nachteil. Da erst ließ mich mein Meister auf der selben Matte mit ihm sitzen. Nach neun Jahren, da machte ich einen Strich durch die Gedanken meines Herzens und die Worte meines Mundes. Ich wusste nicht mehr, ob es sich um mein Recht und Unrecht, um meinen Vorteil und Nachteil handelte oder um die von anderen. Noch wusste ich mehr, dass der Meister mein Lehrer war oder jener andre mein Freund. Der Unterschied von Ich und Nicht-Ich war zu Ende. Danach hörten auch die Unterschiede der fünf Sinne auf, alle wurden sie einander gleich. Da verdichteten sich die Gedanken, der Leib war frei, Fleisch und Bein lösten sich auf, ich hatte keine Empfindung mehr davon, worauf der Leibs sich stützte, wohin der Fuß trat: Ich folgte dem Wind nach Osten und Westen wie ein Baumblatt oder trockene Spreu, und wirklich weiß ich nicht, ob der Wind mich trieb oder ich den Wind."

(Übersetzung Richard Wilhelm)

Werk: Im Yiwenzhi des Hanshu wird der Text Liezi mit acht Abschnitten angeführt. Auch heute sind acht Abschnitte überliefert. Während der Tang-Dynastie, im Jahr 742, erhielt das Werk den Titel "Wahres Buch vom quellenden Urgrund (Chongxu zhenjing". Es enthält fabelhafte Episoden, die das Leben im Dao gut veranschaulichen. Neben Liezi tritt der Skeptiker Yang Zhu prominent auf. Es ist neben dem Daodejing und dem Nanhua zhenjing das drittwichtigste Buch des philosophischen Taoismus.

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