Meyers Konversations-Lexikon, 1875
Am 22. Aug. 1861 starb der Kaiser Hienfong; ihm folgte sein Sohn Kitsiang, der, am 5. September 1855 geboren, unter eine von seinem Oheim, dem Prinzen Kong, präsidierte Regentschaft gestellt ward und erst im Frühjahr 1873 seine Mündigkeit erreichte; als Regierungsname ward ihm 1861 Tungtschih (»Vereinigte Ordnung«) gegeben. Da Prinz Kong, welcher zur Festhaltung der eingegangenen Verträge entschlossen war, in dem Regentschaftsrat auf Opposition stieß, so vereinigte er sich mit der Kaiserin-Mutter, die Mitregentin war, zum Sturz der Regentschaft und setzte eine ihm ergebene Regentschaft ein.
Kong war einsichtig genug, um die Notwendigkeit einer von den bisherigen
altchinesischen Traditionen abweichenden Politik einzusehen. China trat von nun
an mit fast allen Seemächten in geregelten diplomatischen und namentlich
handelspolitischen Verkehr. So schloss die chinesische Regierung mit dem Grafen
Eulenburg am 2. September 1861 zu Tiantsin einen für alle Zollvereinstaaten
gültigen chinesisch-preußischen Handelsvertrag auf die Dauer von 10 Jahren ab,
dessen Ratifikationen 14. Jan 1863 zu Schanghai ausgewechselt wurden; hierzu
erging eine Deklaration am 2. Sept. 1868. Das Jahr 1862 brachte ähnliche
Verträge mit Spanien, Portugal und Belgien. Am 10. Juli 1863 folgte ein
Handelsvertrag zwischen China und Dänemark. Europäische Gesandte und Vertreter
nahmen ihren Sitz in Peking, Macao und Schanghai.