Meyers
Konversations-Lexikon, 1875
Die einzig lobenswerte Finanzbehörde ist das 1854 geschaffene Inspektorat der Seezölle, dessen Vorstände in jedem Ort Europäer sind.
Ursprünglich ins Leben gerufen, um den Eingang der Zolleinnahmen zu überwachen, welcher der Bezahlung der Kriegsschuld an die Westmächte als Sicherheit dienen sollten, behielt die Regierung dieses in Schanghai domizilierende Institut bei, erweiterte es und verlegte den Sitz des Generalinspektors nach Peking.
Die Organisation ist das Verdienst des überaus rührigem und umsichtigen Irländers R. Hart; unter dem General-Inspektor stehen 16 Inspektorate mit Europäern als Beamten an der Spitze, Engländern, Amerikanern, Franzosen, Russen und Deutschen. Das Gehalt wechselt von 300 bis 3000 Pfd. Sterl. im Jahr; jeder Beamte verpflichtet sich zu dreijähriger Dienstzeit und erhält beim Abgang eine Jahresbesoldung als Abfertigung. Die Zolleinnahmen hoben sich von rund 0,7 Mill. Thlr. im Jahr 1858 auf 18,6 Mill. Thlr. 1859.
Hart weist an vierjährigen Statistiken nach, dass die Zolleinnahmen enorm
steigen müssen, wenn die Regierung ihre Ausschließungspolitik fallen lässt,
und führt aus, in welchen Gegenständen eine zollfreie Behandlung gestattet
werden kann, wo Erhöhung der Zölle zweckmäßig ist. (Vgl. »Ausland« 1863,
S. 97; v. Scherzer, Fachmännische Berichte über die österreichisch-ungarische
Expedition nach Siam, China und Japan usw., Stuttgart 1872.) ![]()