20. November 1897

Als Edmund sich eben anschickte, in die Sänfte zu steigen, um ins Tsungli Yamen zu gehen, nachdem er seine Note schon vorher hingeschickt, kam ein Telegramm von Rotenhan, er möge durch Eisenbahnforderungen die Chinesen nicht erschrecken und den Russen in die Arme treiben. In Berlin würden russische Vermittlungsversuche abgelehnt, russische Regierung hielte an Prioritätsansprüchen fest, Deutschland dagegen betrachte die Zusage des russischen Kaisers als bindend. Nachdem dies dechiffriert war, ging Edmund ins Tsungli, und es war ein wirklich aufregender Moment, als wir ihn fortgehen sahen. Gott helfe ihm, das Richtige zu treffen!

Als Edmund zurückkam, erzählte er mir, man habe ihm im Tsungli sogleich erklärt, über die sechs deutschen Forderungen ließe sich verhandeln, aber erst dann, wenn Kiautschou geräumt sei. Edmund erwiderte, das sei der einzige Punkt, über den er nicht verhandeln könne, worauf Prinz Kung sehr erregt sagte, dann könnten sie überhaupt nicht verhandeln. Edmund frug darauf ganz freundlich, ob sie wollten, dass er nach Berlin drahte, das Tsungli Yamen lehne ab, mit ihm zu verhandeln. Da fiel Prinz Ching ein: Nein, sie wollten verhandeln, aber die jetzige Situation sei zu demütigend für sie, Deutschland hätte China vergewaltigt, wie es das keinem andern Lande gegenüber wagen würde. Edmund erwiderte, von Vergewaltigung könne gar keine Rede sein, denn die chinesischen Truppen hätten sich ganz freiwillig aus den Forts zurückgezogen, und China habe in Berlin erklären lassen, dass es an den freundschaftlichen Beziehungen zu Deutschland festhalte. Schließlich versprachen sie in einigen Tagen schriftlich Antwort und hatten es eilig, abzubrechen, weil sie nach Wau schau schau müssten zur Kaiserinmutter. Kung soll anfangs sehr erregt gewesen sein, aber nachher wäre die ganze Unterredung in sehr freundschaftlichem Ton geführt worden, und er habe sich bemüht, die Chinesen nicht zu erschrecken. Die Prinzen haben ihm fortwährend zugetrunken. Li hung chang soll finster und ohne eine Silbe zu reden in einer Ecke gesessen haben. Später kam ein Telegramm vom Admiral Diederichs, er habe einen widerspenstigen General gefangen nehmen müssen, letzterer bäte dies dem Tsungli anzuzeigen. Von Freinademetz kam ein herzzerreißender Brief über die Morde und die Schuld der Mandarinen.

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