Meyers Konversations-Lexikon, 1875
Schon 1843 stellten die Vereinigten Staaten von Nordamerika die Forderung eines besondern Handelsvertrags an China, der auch zu Wanghia 3. Juli 1844 zu Stande kam, und worin den Amerikanern dieselben Konzessionen wie den Engländern gemacht wurden.
Auch Frankreich, welches ein ansehnliches Geschwader unter dem Admiral Cecille sandte, schloss 23. Okt. 1844 zu Whampoa mit China einen Vertrag, der eigentlich nur eine Wiederholung des englischen war, worin es aber namentlich als Schutzmacht der Christen auftrat. Indessen führte die Ausführung dieses Artikels, wonach allen Chinesen Annahme des Christentums gestattet werden sollte, zu mehrfachen Konflikten, wobei die französischen Admirale und Konsuln mit aller Energie auftreten mussten. Die Chinesen sahen in dem den Christen gewährten Toleranzartikel nur eine neue Demütigung, die nominellen Tributärstaaten Anam, Korea usw. erkannten ihn gar nicht als für sich bindend an; im Innern aber unterließ man einfach die versprochene Bekanntmachung, und die Christen hatten die gewöhnlichen Gewalttaten und Misshandlungen zu erdulden. Aber der Admiral Cecille, der bei der chinesischen Regierung akkreditierte Konsul Lefèbre de Bécourt und der Kommandant Lapierre drangen überall mit größter Energie auf vollständige und aufrichtige Ausführung der Dekrete. Im Oktober 1848 schloss auch der Papst einen Vertrag mit China ab.
Der Hass des Volks gegen die Fremden wuchs inzwischen immer mehr und machte sich selbst in Aufständen Luft. Die Portugiesen begingen die Ungeschicklichkeit, infolge der Erhebung Macaos zum Freihafen Anfang 1846 den zwischen Macao, Hongkong und Kanton fahrenden Handelsbooten eine Steuer von 3 Mark monatlich aufzuerlegen und hierdurch einen Angriff auf Macao hervorzurufen, der zwar abgeschlagen wurde, aber die Erbitterung steigerte.
Es zeigte sich ferner, dass die Regierung in Peking die Fremden in den ihnen zugestandenen Rechten nicht ernstlich schützen wollte. Umsonst forderte England den in dem Vertrag von Nanking stipulierten Zutritt nach Kanton, dem wichtigsten der zu eröffnenden neuen Häfen. Zunächst war es die Stadt selbst, deren zahlreiche Bevölkerung sich der Erfüllung des Vertrags widersetzte. Als jedoch endlich nach langen Unterhandlungen und erneuerten kriegerischen Demonstrationen die Öffnung des Hafens 1849 erfolgen sollte, ward das englische Begehren von Peking aus rund abgeschlagen.
Auch mit den Portugiesen entstanden neue Konflikte, indem einige Chinesen den portugiesischen Gouverneur von Macao, Amaral, ermordeten, ohne dass von dem Kommissär Seu eine Genugtuung dafür gewährt wurde.
Am 25. Febr. 1850 starb der Kaiser Taokuang; ihm folgte, 10 Jahre alt, sein
ältester Sohn Tschu; er gab sich den Titel Hienfong (.»Fülle des Segens«).
Seine Regierung wurde mit einer Reihe vom Maßregeln zur Herstellung der
frühern Abschließung eingeleitet; doch wurden diese Pläne vor der Hand durch
die große Revolution, die gegen die regierende Dynastie ausbrach, in den
Hintergrund gedrängt. ![]()