Meyers
Konversations-Lexikon, 1875
Die Lokalpolizei steht unter dem Patriarchen, dem die Gemeinde (von oft 8000
und mehr Einwohnern) die nötige Polizeimannschaft zu Stellen hat. Berüchtigte
und im Ort gefürchtete Helfershelfer der Mandarine, eine Art Privatbeamter
derselben, sind die Winkelsachwalter, die sich das Vermittlungsrecht vom
Mandarin erkaufen und die Streitigkeiten mittels Überredung und Drohung mit
Denunziation und dergleichen beizulegen suchen; ein öffentlicher
Steuereinnehmer fehlt in keiner größeren Gemeinde. Die Städte haben Auswahl
hervorgegangene Munizipalräte, deren Tätigkeit von kaiserlichen Kommissären
überwacht wird. Die Sicherheitspolizei liegt trotz der Munizipalgarde und eines
ansehnlichen Korps von Polizisten sehr im Argen. Man rekrutiert die
Polizeisoldaten nämlich aus Dieben, die im Einvernehmen mit den ehemaligen
Spießgesellen stehen; zu gestohlenem Eigentum kommt man fast nur wieder, wenn
der Preis für die Wiedererlangung sehr hoch gegriffen oder der Bestohlene ein
Mächtiger ist. ![]()