Unterhaltung

Meyers Konversations-Lexikon, 1875

Öffentliche Schaugepränge lieben die Chinesen ungemein und feiern damit verschiedene hohe Feste, wie den Neujahrstag (dauert gegen 15 Tage, streng wird er aber nur einen Tag gefeiert), das Fest der Drachenboote, gestiftet zu Ehren des im 4. Jh. vor Chr. lebenden Qu Yuan, das Laternenfest (am 15. des ersten Monats), das Fischerfest usw., die alle Veranlassung zu allgemeiner Freude und Heiterkeit geben.

Das Spazieren gehen ist den Chinesen kein Bedürfnis, auch leibliche Übungen sind ihm etwas Fremdes; nur das Ballspiel ist beliebt, wobe jedoch der Ball nicht mit den Armen geworfen, sondern an der Erde mit den Füßen hin- und hergestoßen wird.

Die Neigung zum Hazardspiel ist allgemein.

Das Schachspiel ist bei den Chinesen seit undenklichen Zeiten üblich, weicht aber vom indischen und abendländischen bedeutend ab (es ist ausführlich beschrieben von Himly in der «Zeitschrift der Morgenländischen Gesellschaft«, Bd. 24, S. 172)

Kinder und Erwachsene vertreiben sich die Zeit gern mit Spielzeug; mechanische Spielereien mit überraschendem Effekt sind sehr gesucht, einen lohnenden Einfuhrartikel bilden Spieldosen.

Theatervorstellungen sind überall ein Hauptvergnügen, auch Gaukler aller Art sieht man sehr gern.

Eine besondere Belustigung für Groß und Klein ist ferner seines Steigenlassen von Papierdrachen in allerlei Gestalt, die nach den chinesischen Berichten der berühmte General Hansi 206 v. Chr. erfunden haben soll.

Bewunderungswürdiges, zuweilen Unerklärliches leisten endlich die Chinesen in der Kunst der Feuerwerkerei.

Gewaltsame und blutige Unterhaltungen verachten sie. Auch das Duell ist ihnen unbekannt.

Als Eigentümlichkeit in der Sitte und Anschauung der Chinesen sei noch erwähnt, dass sie zum Zeichen des Bejahens den Kopf schütteln und zum Zeichen des Verneinens mit dem Kopf nicken; dass sie beim Schreiben die Wörter nicht von links nach rechts oder von rechts nach links aneinander fügen, sondern von oben nach unten, dabei aber, im Gegensatz gegen die Japanesen, rechts anfangen; dass sie nicht den Nordpol des Magnets, sondern dessen Südpol gelten lassen usw.