Wohnung und Städte

Peking 1880, englische LithographieMeyers Konversations-Lexikon, 1875

Die Wohnungen der Chinesen sind sehr verschiedener Art, Auf den Flüssen und in den großen Häfen leben viele ganz und gar auf Schiffen, die gewöhnlich im Gefolge ihres Wohnschiffs einige andere daneben haben, die als Schweinestall und als Gemüsegarten Dienste leisten. Andere haben ihre Behausung auf festgelegten Flößen genommen.

Die Häuser sind einstöckig und der Mehrzahl nach entweder bloß in ihrer Hinterwand oder in zwei Seitenwänden aus gebrannten oder ungebrannten Ziegelsteinen gebaut sonst teils aus Brettern, teils aus mit Lehm angestrichenem Flechtwerk oder aus Matten zusammengefügt und sehen meist ärmlich und schmutzig aus. Der Boden ist nicht gedielt und uneben; statt Glas bedeckt Papier die Fensteröffnungen, und die Stuben sind stets ungenügend beleuchtet und gelüftet.

Der Hausrat besteht aus wenigen Stühlen und Tischchen; als Bettstelle dienen im südlichen und mittlern China gewöhnlich zwei Stühle und einige darauf gelegte Bretter, auf welche zuunterst Stroh oder eine Strohmatte und darüber eine feine Binsenmatte zu liegen kommt; Federbetten sind unbekannt.

In jedem Hause soll eine Tafel hängen, auf welcher die Namen sämtlicher Insassen aufgezeichnet sind; sie fehlt aber oft oder enthält nur den Namen des Hausherrn. Auch die Häuser der Vornehmen sind einstöckig; der Chinese hält den Fremden von sich fern, der antritt zu den einzelnen Teilen des Hauses wird nicht gestattet. Das Gebäude ist im Viereck um einen Hof in der Mitte aufgeführt. Das nächste Zimmer am Eingang dient Zur Aufnahme von Besuchen und als Esszimmer; weiter hineinwärts liegen die Gemächer für das weniger öffentliche Leben, deren Zugänge durch Vorhänge geschlossen sind.

Diese Häuser haben eine besondere Ahnenhalle, wo die Stammtafeln des Hausstandes hängen, Weihrauch brennt und auf Tischchen zierliche Schälchen mit Tee und Schüsselchen mit gesottenem Reis stehen.

Auch in den Städten sind die Häuser nur selten aus Stein gebaut, mitunter aber zweistöckig; die öffentlichen Gebäude weisen mehr Umfang als Pracht auf. Die mit den Wohnungen der Reicheren verbundenen Parks und Gärten sind geschmackvoll angelegt.

Die Städte Chinas sehen einander alle sehr ähnlich. Sie enthalten gewöhnlich einen viereckigen Kern, von hohen Mauern, zuweilen auch von Gräben umgeben, die in gehöriger Entfernung von Türmen flankiert sind.

Das Innere dieser Städte dient nur den Beamten zur Wohnung; die Plätze sind daher öde, und Verkehr fehlt. Sitz des Handels dagegen sind die Vorstädte, hier herrscht Leben und reges Treiben. Die Straßen sind auch hier meist krumm und eng, selten breiter als 3-4 Meter, ja im Süden vielfach noch enger und für Wägen nicht passierbar. Daher fehlt es sehr an Lüftung; Wasserabzüge sind nur teilweise vorhanden, und gewöhnlich verpestet noch Unrat die Straßen.

Selten entsteht aber bei dem Gedränge Unfriede und Unordnung, und selbst des Nachts herrscht eine merkwürdige Ruhe.

Bei Feuersbrünsten zeigen die Regierungsbeamten große Tätigkeit.