Kleidung

Thomas Bankes: New System of Universal Geography, London, ca. 1788Meyers Konversations-Lexikon, 1875

Abbildung, London um 1788, Oben: Chinese Dresses. Dignified Bonze, Nun, Emperor in his Robes, Woman of the First Rank.

Unten: Chinese Dresses, Peasant, Country Woman, Servant Maid, Begging Bonze.

Die Kleidung der Chinesen ist nach Provinzen, sowie nach Jahreszeit, Stand und Vermögen verschieden; doch hat sie einen durchaus ständigen Zuschnitt und ständige Bestandteile.

Der gemeine Mann trägt Jacke und Beinkleid, der Reichere während des Sommers Beinkleid und ein langes, weites Obergewand von Seide oder Leinwand ohne Kragen, mit weiten Ärmeln, das für gewöhnlich frei herunterhängt, aber auch durch einen seidenen Gürtel zusammengehalten wird.

An letzterem werden der Fächer in Seidener Scheide, ein gestickter Tabakbeutel, eine Taschenuhr in einem gestickten Beutel, eine Dose mit Feuerstein und Stahl getragen, zuweilen auch ein Messer in einer Scheide und ein paar Essstöckchen.

Als Kopfbedeckung trägt man kegelförmige Kappen aus Bambusgefäde, auf der Spitze mit einem Knopf versehen, der den Rang des Trägers anzeigt und von dem ein Büschel von karmesinroter Seide oder roten Pferdehaaren herunterhängt.

Die Landleute tragen im Sommer große, schirmartige Bambushüte, gegen regnerische Witterung eine Art Rohrgestell, an welchem das Wasser abläuft. Der Stoff ist meist Baumwollzeug; der komplette Anzug eines Arbeiters kommt auf 4-5 Mark zu stehen und hält sechs Monate lang aus.

Tuch wird nur von Wohlhabenden getragen.

Um der Kälte zu begegnen, tragen die niederen Volksklassen im Winter drei oder mehr baumwollene Kleider über einander oder wattieren sie mit Baumwollabfall; Reichere kleiden sich in Tuch und Pelz.

Die Feier- und Staatsanzüge sind außerordentlich reich und schön und möglichst reich mit Seide und Gold bestickt; die Tressen sind jedoch vielfach falsch.

Strümpfe, meist aus Baumwolle oder aus Seide gewebt oder auch aus Baumwollzeug zusammengenäht, werden allgemein getragen, schmiegen sich jedoch in der Form nicht dem Bein an und werden unter dem Knie mit farbigem Strumpfband befestigt.

Die Schuhe sind aus baumwollenem oder seidenem Oberzeug gefertigt und mit papierner oder lederner Sohle versehen; Reiche tragen im Winter Schuhe von Tuch, Atlas oder Sammet. Der Landmann geht großenteils barfuss, die Lastträger pflegen Sandalen von Stroh anzulegen.

Vom Tragen weißer Wäsche, ebenso von Tisch- und Betttüchern wissen die Chinesen nichts, wie denn überhaupt Reinlichkeit weder in der Kleidung, noch am Körper den Chinesen nachzurühmen ist.

Die Frauentracht ist ähnlich wie die der Männer, nur von größerer Länge und Weite; ein Schleier wird nie getragen, Augenbrauen, Wange und Lippen werden geschminkt; das Haar wird, je nach dem Geschmack, bei Verheirateten in allerlei künstlichen Gestalten zusammengeordnet, mit Gold- und Silbernadeln, mit Goldplättchen und Perlen, sowie mit natürlichen und künstlichen Blumen geschmückt; die Unverheirateten lassen es in langen Zöpfen herabhängen.

William Alexander: The Dress & Manners of the Chinese, London, 1814Die Männer scheren das Haar am Vorder- und Hinterkopf kahl ab, während es um den Scheitel in einen Zopf zusammengebracht wird, der lang über den Rücken herabhängt. Dieser Zopf, der jetzt als wesentlicher Bestandteil eines echten Chinesen angesehen wird, ist übrigens keine uralte Kleidungssitte, sondern erst durch das jetzige Herrscherhaus eingeführt worden.

Vor dem 40. Lebensjahr einen Schnurrbart, vor dem 60. weitern Bart zu tragen, ist gegen die Sitte, woraus sich erklärt, dass der Stand der Barbiere ganz außerordentlich zahlreich in China vertreten ist und ziemliches Ansehen genießt.

Neben dem Zopf gehören zu den Seltsamkeiten der Chinesen noch die langgezogenen Nägel an der linken Hand und die verkrüppelten Füße der Frauen, indem man bei den Mädchen das Wachstum des Fußes durch Einzwängung dergestalt erstickt, dass er, mit dem Schuh bekleidet, wie eine Art Huf erscheint und zum ordentlichen Gang seine Fähigkeit verliert.