Tierwelt

Meyers Konversations-Lexikon, 1875

— Was das Tierreich betrifft, so hat sich aus den kultivierten und dichtbevölkerten Provinzen längst alles Wild in die entlegeneren Landstriche zurückgezogen. Von reißenden Tieren zeigt sich noch am häufigsten der Tiger in den Ebenen, aber auch dieser ist seltener geworden; Bären kommen im W. vor, Affen in SW. und auf der Insel Hainan. Der Riesensalamander, von dem man bisher nur die Sieboldia maxima Japans kannte, wurde neuerdings auch in China entdeckt.

Jagdbare Tiere sind Hirsche, wovon einige Arten China eigentümlich sind, auch Rehe, Hasen, sehr schöne Fasanen, zahllose wilde Enten usw. Elefanten und der Schabraken-Tapir (Tapirus indicus) werden in Jünnan angetroffen, das Moschustier in den westlichen Provinzen.

Die Haustiere spielen eine weit geringere Rolle als in Europa. Geflügel ist zahlreich, ebenso Hunde und Katzen. Viehzucht im großen wird nur im nordwestlichen China getrieben, wo die Tataren große Schaf und Rinderherden halten. Büffel und Ochsen, von denen es zwei Varietäten gibt, mit und ohne einen kleinen Schulterhöcker, werden nur zum Ackerbau gezogen; sie nähren sich im Sommer vom Gras zwischen den Feldern oder auf den an den Kanälen noch übrig gelassenen Bodenflächen, auf welchen sie an einer Schnur herumgeführt werden; im Winter bildet Reis- und Weizenstroh, Ölkuchen usw. ihr Futter. Die Pferde sind von einer kleinen Rasse; zwei-höckerige Kamele sind im W., besonders in Kansu, Esel und Maultiere in der Provinz Schantung und in anderen hügeligen nördlichen Provinzen vielfach im Gebrauch.

Überall findet man kleine, kurzbeinige, leicht Fett ansetzende Schweine von runder Körperform mit eingebogenem Rücken und sparsamer schwarzer Haarbedeckung; man gibt ihnen grobgemahlene oder zerstampfte Bohnen in einer mit verschiedenen Küchenabfällen vermischten Flüssigkeit.

Ziegen und Schafe sind im südlichen China ziemlich selten.

Enten werden im mittlern und südlichen China in enormen Quantitäten gezogen.

Die Bienenzucht ist namhaft nur in Hunan und Hubei; Baumwachs kommt von einem Insekt (Coccus pela), welches auf Eschen lebt.

Die Seidenraupe wird im ganzen Reich gezogen (s. unten).

Fische finden sich in unermesslicher Menge und bilden einen Hauptartikel der Nahrung; zu den China eigentümlichen Arten gehören die 1611 nach Europa gebrachten Goldfische. Die künstliche Fischzucht ist den Chinesen schon seit den frühesten Zeiten bekannt.

An den Südküsten sind Austern sehr gewöhnlich.

An Schmetterlingen und Käfern sind China viele Arten eigentümlich.

Heuschreckenschwärme sind selten; der erste, den die Geschichte verzeichnet, fand 706 v. Chr. im nördlichen China statt.

Jährlich richten dagegen die wilden Scheine große Verheerungen an, die besonders im Westen der großen Ebene sehr zahlreich sind und ungestört sich vermehren können, da die Chinesen keine Jagdliebhaber sind.