Meyers Konversations-Lexikon, 1875
Das Klima eines Landes von solcher Ausdehnung wie China ist begreiflicher
Weise sehr verschieden. Seine Jahrestemperatur wechselt zwischen der von
Unteritalien oder des nördlichen Afrika und jener von Stockholm; die
Wintertemperatur seines nördlichen Strichs kommt ungefähr jener der nördlichen
Länder Österreichs gleich. Die jährliche Durchschnittstemperatur wechselt von
10° Celsius in Peking (40° nördl. Br.) bis 21° in Kanton (23° 12' nördl.
Br.). Die Sommertemperatur ist fast in ganz China sehr hoch so dass sie im
Schatten bis auf 38° steigt; das Mittel ist für Peking 25,6° Celsius, in
Kanton 34,8; am mittlern Jangtsekiang wird die Wärme schon im Mai drückend,
bei mittleren Tagestemperaturen von 27-30° Celsius. Die Wintertemperatur
wechselt in den nördlichen Provinzen im Mittel zwischen -2 und -14° Celsius;
der Winter beginnt hier im November und Dezember und endet im März und April.
Im mittlern China zeigt der Winter selten 0°; er dauert von Anfang Dezember bis
Ende Februar, oft nur von Mitte Januar bis Mitte Februar. Im südlichen China
beträgt die Wintertemperatur in den Niederungen meist 15°; im Januar und
Februar sinkt sie auf 10°, auch noch tiefer; es fällt etwas Schnee, und es
bildet sich eine Eiskruste von kaum 1/2 Zentimeter Dicke. Das Charaktertstische
im K!ima Ostasiens ist die Herrschaft des Monsun. Im Winter herrscht fast
ausschließlich der Polarstrom (hier aus NW. wehend), dabei klarer Himmel, wenig
Niederschlag, hoher Barometerstand; im Sommer wird der Seewind weit in das Land
hineingezogen, mächtige Niederschläge finden statt, der Himmel ist vorwaltend
trüb, während in Europa der Winter die vorwiegend bewölkte Jahreszeit ist. In
den inneren Provinzen, Die Ssetschuan, ist die Verteilung des Regens auf die
Jahreszeiten fast genau umgekehrt; auch hier ist das Klima aber noch mild, die kühlsten
Sommer hat im S. die Provinz Jünnan. ![]()