von Holstein

Vortragender Rat im Auswärtigen Amt um 1896.

Holstein hatte hinter den Kulissen weit mehr Einfluss als sein Amt es mit sich gebracht hätte. Er betrieb laut Elisabeth von Heyking eine Russland-feindliche und England-freundliche Politik. Für China war seine Haltung zögerlich. Der deutsche Gesandte Edmund von Heyking empfand Holstein als Gegenspieler.

Elisabeth von Heyking schreibt im März 1897 in ihr Tagebuch:

"Alle großen Gedanken des Kaisers scheitern an der Schattenexistenz Holstein, der an einer auf Krankheit basierten Nervosität leidet, allen Dingen aus dem Wege geht, wo es zu einer wirklichen Handlung und Entscheidung kommen und er vielleicht gezwungen werden könnte, aus dem Dunkel herauszutreten. Denn er liebt Macht ohne Verantwortung!

Obendrein leidet er an persönlichem Hass gegen die Russen, der sich auch uns hier in der Flottenstationsfrage zeigt und sicher schon oft noch ernstere Folgen gehabt hat. Denn warum ist nach Bismarcks Abgang der Neutralitätsvertrag [mit Russland] nicht erneuert worden? Man sagt, weil Caprivi ihn für zu kompliziert hielt; Caprivi aber war in jenen Tagen noch ganz am Gängelband des Auswärtigen Amts, d. h. Holsteins, und wenn der den Vertrag hätte erneuern wollen, wäre er damals nicht an Caprivi gescheitert. Die Zeiten, wo Gaprivi sich zu emanzipieren versuchte, kamen erst viel später, da stürzte er denn auch bald.

Warum ist ferner nach S. M.s Telegramm an den Präsidenten Krüger Russlands Anerbieten, darin mit uns zu gehen, wenn wir ihm in seinen antienglischen orientalischen Plänen freie Hand ließen, nicht angenommen worden? Durch Holstein-Hatzfeldsche Manipulationen, von denen der eine Russland persönlich hasst und der andre unter englischem Einfluss steht!"

 

173, 224, 234, 240, 255, 262, 306, 309, 311 f., 314, 351.