23. Mai 1898

Endlich ein ruhiges, spätes Frühstück, bei dem mich der Prinz frug: „Was glauben Sie wohl, was mir Li hung chang gestern gesagt hat?" „Wahrscheinlich, dass er wünsche, mein Mann käme von Peking weg!" „Nein, er hat mich gebeten, ich möge ihm doch erklären, warum jemand, der sein Land so gut bedient habe, wie Heyking, keine Auszeichnung erhalten habe!"

Wir waren ganz starr, und ich hatte nie gedacht, dass Li hung chang das gerade sagen würde! Der Prinz fuhr fort zu erzählen: Li hätte ihn dies durch den alten Sir Robert fragen lassen, der es gar nicht habe übersetzen wollen. Der Prinz habe geantwortet: In Deutschland diene man eben nicht der Belohnung halber!

Abends nach dem Diner ging ich mit dem Prinzen in unserm illuminierten Garten auf und ab. Wir hatten ein langes Gespräch über chinesische Dinge. Wie schade, dass er nicht die Entscheidungen über Kiautschou zu treffen hat; dann ginge alles schneller und praktischer.

Aber das Reichsmarineamt ist dort allmächtig und scheint sich nicht mit Lorbeern zu bedecken. Allein schon die Wahl des Gouverneurs Rosendahl, den auch der Prinz für möglichst ungeeignet hält.

Der Prinz sprach auch von uns, wie leid wir ihm täten in diesem furchtbaren Ort leben zu müssen und dass er sich dafür verwenden wollte, dass wir bald fortkämen. Gott gebe es!

Index