6. Januar 1898

In drei je 10 Mann zählenden Gruppen kamen die Minister des Tsungli und die sonstigen chinesischen Großwürdenträger, um auf allen Gesandtschaften ihre Neujahrsvisite zu machen.

Die erste war von Prinz Kung, die zweite von Prinz Ching, die dritte von Li hung chang geführt. Zu uns zu kommen, muss ihnen doch scheußlich sein, aber patriotische Entrüstung kennen sie doch offenbar nicht, nur die Sorge um das persönliche Ansehen. Und es sind lauter so alte Leute, dass man ihre Apathie begreift, denn sie sagen sich offenbar, „das wird alles immer noch ebenso lange dauern wie wir".

Als sie fort waren, erhielt Edmund folgendes Telegramm von Bülow:

„Bitte Pachtsumme, Pachtzeit und alle vorgenommenen Vertragsänderungen sofort telegraphisch melden."

Das war alles. Kein Wort des Dankes, der Anerkennung! Unwillkürlich denkt man doch an den Dank des Hauses Österreich! Na, man hat sich ja nicht des Dankes, sondern der Sache halber abgemüht, aber seltsam ist es doch. — Edmund antwortete:

 „Ich habe Vertragsbestimmungen ohne Abänderungen durchgesetzt."

Edmund erhielt folgendes Telegramm:

„Hoheitsrechte für vorgeschriebenes Gebiet müssen tatsächlich unverkürzt erreicht werden. Zum Schein eine kleine Enklave für chinesischen Posten können Sie zugestehen. Hohenlohe."

Es scheint ihnen in Berlin der Atem ausgegangen zu sein! Und wenn das Telegramm einen Tag früher angekommen wäre, hätten die Chinesen ein bisschen „face" retten können. Nun müssen sie sich in Berlin beinah schämen, dass alles erreicht ist.

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