28. Dezember 1897

Nachmittags ließen sich wieder Weng tung ho und Chang yin huan bei Edmund melden, der unaufhörlich hustet und Fieber hat. Ich ging währenddem aus, Besuche zu machen. Als ich zurückkam, waren die alten Bonzen immer noch da, und im Vorzimmer lag ein Telegramm an Edmund. Es kommen aber täglich so viele, dass ich achtlos daran vorüberging.

Als ich später ins Arbeitszimmer kam, hatte Edmund es eröffnet, es war von Freinademetz:

 „Große Unruhe in Tsanschofoo. General vertreibt Katechisten, droht mit weiteren Europäermorden, seit einem Monat kein Täter ergriffen. Mandarine fahrlässig und noch ohne Instruktionen."

Das war ein Donnerschlag. Edmund war gerade friedlich und weit in seinen Verhandlungen gelangt, hatte Eisenbahnen und Bergwerke durchgesetzt. Edmund telegraphierte nach Berlin, er habe vom Tsungli telegraphische Absetzung des Generals verlangt und glaube, wirksame Maßregel würde Bildung einer chinesischen Schutztruppe unter deutschen Offizieren im Schutzgebiet sein.

Darauf schrieb Edmund ans Tsungli eine sehr scharfe Note, in der u. a. vorkam, dass

„Deutschland heute weniger als je in der Stimmung ist, auch nur dem kleinsten seiner Untertanen etwas antun zu lassen, ohne die vollste Genugtuung zu erzwingen".

Index