µ  Erschließung des Yangtse

Eugen Wolf, 1897

[...] Zwischen I-tschang und Tschung-king in der Provinz Se-Tschuan, am Einfluss des Kialing gelegen, der ebenso wie seine schiffbaren Nebenflüsse durch das Herz Se-Tschuans geht, wird der Jang-tsi von Kalksteinschroffen eingeengt, die an einzelnen Stellen bis zu 1000 Fuss senkrecht vom Wasserspiegel aufsteigen. Der Fluss, vielmehr die das Flussbett an einzelnen Stellen durchziehenden Kalksteinfelsen erzeugen Stromschnellen, die eine Geschwindigkeit des Wassers von vier bis acht oder neun Seemeilen pro Stunde je nach Jahreszeit beziehungsweise Trocken- und Regenperiode bewirken. Innerhalb dieser etwa 400 Seemeilen betragenden Strecke I-tschang-Tschung-king sind auch die Schwierigkeiten zu suchen, die sich einer Dampferfahrt entgegenstellen sollen, denn die Stromschnellen mit Dampfern zu forcieren oder auch nur es zu versuchen, ist bisher unterblieben. Von Tschung-king westwärts, also durch die Provinzen Se-Tschuan und Yünnan, soll der gewaltige Jang-tsi, wie einzelne Forschungsreisende berichten, noch auf weitere 600 Seemeilen der Schiffahrt mit Dampfern gar keine oder nur geringe Schwierigkeiten bieten. Die Forcierung der Stromschnellen zwischen I-tschang und Tschung-king mit Dampfern würde demnach dazu führen, das enorme Gebiet im Innern Chinas auf weitere 1000 Seemeilen für nachgebaute Dampfer fahrbar zu machen, wodurch man in den Stand gesetzt würde, europäische Waren mit kleinen flachen Doppelheckraddampfern, wie ich sie unter anderem während der französischen Expedition auf Madagaskar auf dem Majunga-Flusse kennen gelernt habe, bis in die Nähe der tibetanischen Grenze zu tauen und die Produkte Tibets, Kwei-Tschous. Yünnans, Se-Tschuans und so weiter mit zehnfacher Zeitersparnis via Hankow und Schanghai nach Europa zu verladen, anstatt befürchten zu müssen, dass ein großer Teil derselben mit der Zeit via Tong-king oder Birma das Meer erreicht. Allein zwischen I-tschang und Tschung-king gebrauchen die jetzigen Transportdschunken flussaufwärts 40, im günstigsten Falle 30 Tage, eine Entfernung, die man in 4 - 5 Tagen mit Dampfern (Nachtfahrten vorläufig ausgeschlossen) zurücklegen kann.