Shanghai: Öffentliche Einrichtungen
Nautilus: 28. Mai bis 11. Juni 1885

Rennbahn Jerolim von Benko, 1892

Die öffentlichen Einrichtungen der reichen Handelsstadt sind der Stellung derselben durchaus würdig. Das Wesen der Verwaltung haben wir bereits in Kürze erwähnt; für eine Verteidigung, für den ersten Augenblick, bis vom nahen Hongkong oder aus dem französischen Indo-China militärische Hilfe zur Stelle sein kann, würde das Freiwilligencorps, alle drei Waffengattungen umfassend und seit den Massakers zu Tientsin (1870) in seiner Organisation neu belebt, zu sorgen wissen; musterhafte freiwillige Feuerwehren bestehen, denen es zu danken ist, dass seit der verlustreichen Einäscherung des englischen Konsulates (am Weihnachtsabend 1870) und der großen Feuersbrunst im französischen Teile (August 1879), bei welcher 221 Häuser dem Elemente zum Opfer fielen und Schaden im Belaufe von 1 ½ Millionen Taels entstand, kein Schadenfeuer mehr verheerende Dimensionen anzunehmen vermochte.

Ein großes Hospital für Fremde wurde im Jahre 1877 vollendet, ein zweites soll in Bau gelegt werden; mehrere Krankenhäuser bestehen für die chinesische Bevölkerung; ein Sailors Home mit einer Bibliothek für Seeleute, ein polytechnisches Institut für Chinesen, eine öffentliche Bibliothek mit 12.000 Bänden, in Verbindung mit einem Museum, ein gut eingerichtetes Gymnasium. — mit welcher Bezeichnung die Engländer bekanntlich an dem ursprünglichen Sinne des Wortes festhalten, und nicht, wie wir in Mitteleuropa, diesen Sinn beinahe in dessen Gegenteil verkehren! — sind lauter Musteranstalten, auf die Shanghai allen Grund hat, stolz zu sein.

Zehn oder elf Freimaurerlogen, mit zahlreichen Mitgliedern, und seit 1876 eine District Grand Lodge for North China entwickeln ihre — leider durch überflüssigen Formalismus mehr als nötig verschleierte — segensreiche Tätigkeit. Diese Logen bilden übrigens hier, wie vielleicht anderwärts auch, einen Übergang zu jenen Vereinigungen, welche vorwiegend der Geselligkeit gewidmet sind. An solchen Vereinigungen, viele derselben mit sportlichen Zwecken, ist Shanghai reich; ein Rennclub, dann ein Schießverein, Yacht- und Ruderclub, Cricket-, Rocquet-, Paperhunt-Club, und andere solche ähnliche Vereinigungen stehen im Vordergrunde; „Clubs“ im weiteren Sinne, mit eigenen prachtvollen Gebäuden, sind der Shanghai-Club, der (vorwiegend deutsche) Concordia-Club, der Country-Club, der portugiesische, der Customs-Club, und der katholische Cirkel. Eine Amateurs-Musikkapelle, eine philharmonische Vereinigung und ein dramatischer Dilettantenverein pflegen die Kunst; außer seiner Vereinigung unter dem Namen Literary and Debating Club, ist endlich noch der Temperance Society Erwähnung zu tun, welche ein geräumiges Gebäude und eine reiche Bibliothek besitzt. Shanghai ist der Sitz der nord-chinesischen Branche der Royal Asiatic Society, unter deren Patronat die Bibliothek und das Museum stehen.