Jerolim von Benko, 1892
Die öffentlichen
Einrichtungen der reichen Handelsstadt sind der Stellung derselben
durchaus würdig. Das Wesen der Verwaltung haben wir bereits in Kürze erwähnt;
für eine Verteidigung, für den ersten Augenblick, bis vom nahen Hongkong oder
aus dem französischen Indo-China militärische Hilfe zur Stelle sein kann, würde
das Freiwilligencorps, alle drei Waffengattungen umfassend und seit den
Massakers zu Tientsin (1870) in seiner Organisation neu belebt, zu sorgen
wissen; musterhafte freiwillige Feuerwehren bestehen, denen es zu danken ist,
dass seit der verlustreichen Einäscherung des englischen Konsulates (am
Weihnachtsabend 1870) und der großen Feuersbrunst im französischen Teile
(August 1879), bei welcher 221 Häuser dem Elemente zum Opfer fielen und Schaden
im Belaufe von 1 ½ Millionen Taels entstand, kein Schadenfeuer mehr verheerende
Dimensionen anzunehmen vermochte.
Ein großes Hospital für Fremde wurde im Jahre 1877
vollendet, ein zweites soll in Bau gelegt werden; mehrere Krankenhäuser
bestehen für die chinesische Bevölkerung; ein Sailors Home mit einer
Bibliothek für Seeleute, ein polytechnisches Institut für Chinesen, eine öffentliche
Bibliothek mit 12.000 Bänden, in Verbindung mit einem Museum, ein gut
eingerichtetes Gymnasium. — mit welcher Bezeichnung die Engländer bekanntlich
an dem ursprünglichen Sinne des Wortes festhalten, und nicht, wie wir in
Mitteleuropa, diesen Sinn beinahe in dessen Gegenteil verkehren! — sind lauter
Musteranstalten, auf die Shanghai allen Grund hat, stolz zu sein.
Zehn oder elf Freimaurerlogen, mit zahlreichen Mitgliedern,
und seit 1876 eine District Grand Lodge for North China entwickeln ihre —
leider durch überflüssigen Formalismus mehr als nötig verschleierte —
segensreiche Tätigkeit. Diese Logen bilden übrigens hier, wie vielleicht
anderwärts auch, einen Übergang zu jenen Vereinigungen, welche vorwiegend der
Geselligkeit gewidmet sind. An solchen Vereinigungen, viele derselben mit
sportlichen Zwecken, ist Shanghai reich; ein Rennclub, dann ein Schießverein,
Yacht- und Ruderclub, Cricket-, Rocquet-, Paperhunt-Club, und andere solche ähnliche
Vereinigungen stehen im Vordergrunde; „Clubs“ im weiteren Sinne, mit eigenen
prachtvollen Gebäuden, sind der Shanghai-Club, der (vorwiegend deutsche)
Concordia-Club, der Country-Club, der portugiesische, der Customs-Club, und der
katholische Cirkel. Eine Amateurs-Musikkapelle, eine philharmonische Vereinigung
und ein dramatischer Dilettantenverein pflegen die Kunst; außer seiner
Vereinigung unter dem Namen Literary and Debating Club, ist endlich
noch der Temperance Society Erwähnung zu tun, welche ein geräumiges Gebäude
und eine reiche Bibliothek besitzt. Shanghai ist der Sitz der nord-chinesischen
Branche der Royal Asiatic Society, unter deren Patronat die Bibliothek und das
Museum stehen.