Meyers Konversations-Lexikon, 1875
Was Geld, Maß und Gewichte Chinas betrifft, so gehen die Anfänge des in China ziemlich ausgebildeten Banksystems zurück bis in das 1. Jahrhundert v. Chr. Die Mehrzahl der heutigen Bankiers sind zugleich Pfandleiher und bilden als solche eine sehr angesehene, einflussreiche Gilde.
Der Zinsfuß hängt wie überall vom Risiko ab, durchschnittlich beträgt er 10 bis 15 Prozent. Wechsel zirkulieren wie bei uns. Das Papiergeld, erst Feikiuan (»fliegende Kontrakte«), später Tschaojin genannt, datiert seit den Dynastien Thang (7.—10. Jahrhundert und Sung II. (10.— 13. Jahrhundert); seitdem aber die mongolischen Kaiser (1280—1333) das Volk durch Ausgabe von Assignaten systematisch zu betrügen anfingen, kam das Staatspapiergeld beim Volk in Misskredit, und es gibt jetzt keine Regierungsbanknoten mehr (vgl Cowell, Asiatic sovereigns and paper currency in »Journal of the Asiatic Society of Bengal« 1860)
Die Regierung autorisiert dagegen die Banken zur Einhebung der Taxen und Steuern und erlaubt auch den Gesellschaften für den Aufkauf von Landesprodukten Ausgabe von Banknoten gegen einige (Sicherheit, In Tiantsin, dem wichtigsten aller Nordhäfen, emittieren an 300 Banken Noten. Die Noten sind ungefähr von der Größe der europäischen Banknoten und, auf starkes, grobes Papier gedruckt, mit einer Menge Stempel versehen, um die Fälschung zu erschweren, die in der That selten vorkommt.
Der Wert der Note wechselt von 100 Käsch (in Summa = 1 Reichsmark = 10 Sgr.) bis 10,000 Käsch (zusammen durchschnittlich) = 99 Mark). Das Papiergeld ist dem Kurs unterworfen und sank in Peking 1869 so sehr, dass man für 1000 Papier- nur 49 Kupferkäsch) erhielt, weil die Regierung 4 Kupferkäsch einen Zwangskurs zu 10 beilegte und die Kupfermünzen dadurch aus dem Verkehr verdrängte/ so dass hier ein Papierged von allerdings ganz imaginärem Wert zirkuliert. In Nordchina wird das Kursverhältnis Zwischen Kupfer, Silber und Banknoten unter den Bankiers vereinbart.
Geprägte Gold- und Silbermünzen besitzt China nicht; das Silbermetall gilt nach seinem Gewicht als Wertmesser. Gewicht und Geld haben mithin in ihrem Verhältnis zu einander die gleiche Basis; die Dezimalabstufung des chinesischen Gewichts, welche die folgende Tabelle veranschaulicht erleichtert ungemein die Rechnung.
| Tan (Pikul) | Kin (Katties) | Ciang (Taels) | Tsien (Maces) | Fun (Canbarins) | Li (Tong-Tsin) (Käsch) | Kilo | Gramm |
| 1 | 100 1 |
1600 16 1 |
16000 160 10 1 |
160000 1600 100 10 1 |
1600000 16000 1000 100 10 |
60,4 - |
604,8 37,79 3,77 0,37 |
Die eingeklammerten Worte sind die Benennungen im europäischen Handelsverkehr (den Käsch als Münze nennen die Chinesen Tongtsin, die Franzosen Sapeque, die Holländer Pitje).
In chinesischen Städten ist der Gewichtstael feines Silber Rechnunggmünze; die spanischen und mexikanischen Dollars wie auch Silber in Form von Kegeln oder kleinen Badewannen sind Zahlungs- und Tauschmittel. Diese Silberbarren heißen Syci (spr. seisi), aus se-sze (»feine Flockseide«) korrumpiert. Der Händler stempelt den Wert, das Datum und seine Firma auf. Gelangt der Dollar oder Syci aus dem Bezirk heraus, in welchem die Firma des frühern Stemplers bekannt war, so wird er wieder gewogen und gestempelt; im Lauf der Zeit geht der Stempel so weit, dass selbst der Kern eines Dollars verloren geht.
Gold in Barren wird nach dem Gewicht zur Bezahlung größerer Summen
angenommen; im Westen und Zentralasien wird Goldkies nach dem Gewicht genommen,
wie er aus Flüssen ausgewaschen wird. ![]()