Karl Friedrich August Gützlaff (1803-1851)

Karl Gutzlaff
Europa ist, wie die Chinesen glauben, ein kleines Land, das von ein paar Kaufleuten bewohnt ist, welche verschiedene Sprachen sprechen und sich hauptsächlich durch ihren Handel mit China ernähren. Um ihre Vorstellungen zu berichtigen, erzählte ich ihnen von den verschiedenen Völkern, welche Europa bewohnen; aber alles war vergeblich. Die Volksmeinung, daß Europa eine kleine Insel sei, auf welcher nur ein paar Tausende von Menschen wohnen, war zu tief eingewurzelt...

 

Der frühe deutsch-lutherische Missionar, genannt "Apostel Chinas", wurde durch seine Berichte über  Ostasien bekannt.

Am 8. Juli 1803 in Pyritz geboren, absolvierte er eine Lehre als Sattler in Stettin. Mit Unterstützung des preußischen Königs, dem er seinen Wunsch, Missionar zu werden, mitgeteilt hatte, gelangte er an das Pädagogium Halle und später an das Missionsinstitut Janike in Berlin.

1826 ging er für die Niederländische Missionsgesellschaft nach Java. Dort lernte er Chinesisch. 1828 verließ er die Gesellschaft und ging nach Singapur, dann nach Bangkok. Dort übersetzte er die Bibel ins Siamesische.

1829 heiratete er eine Engländerin. Sie half ihm bei der Erstellung eines Chinesisch-Wörterbuchs, starb jedoch bereits 1831. Er segelte nach Macao und Hongkong. Hier arbeitete er an einer Übersetzung der Bibel ins Chinesische, gab ein Monatsmagazin heraus und publizierte mehrere Sachbücher auf Chinesisch.

1832 war er der erste protestantische Missionar in Korea. Er begleitete die Expedition der Ostindischen Gesellschaft, die ihn nach Korea brachte, in erster Linie als Übersetzer. Die Ostindische Gesellschaft, die 1813 ihr Handelsmonopol mit Indien verloren hatte, suchte nach neuen Handelspartnern. Gützlaff transportierte Bibeln mit sich, um seine Religion bekannt zu machen.

Nach dreiwöchiger Wartezeit langte ein Schreiben ein, das besagte, Korea könne ohne Chinas Einwilligung keinen Handel treiben. Gützlaff hielt dies für einen Vorwand.

1834 veröffentlichte er in London sein Tagebuch über drei Reisen entlang der chinesischen Küste (s. Link) sowie A Sketch of Chinese History, Ancient and Modern.

1835 wurde er Sekretär der Englischen Kommission. 1838 publizierte er China Opened. Während des ersten Opium-Krieges 1840-42 war seine China-Erfahrung den Engländern hilfreich.

1844 gründete er ein Institut zur Ausbildung von chinesischen Missionaren -- Ausländern war die Reise ins Innere Chinas damals verwehrt. Innerhalb von vier Jahren gingen 48 Chinesen auf Mission.

1851 publizierte Karl Gützlaff eine Biographie von Kaiser Daoguang, die 1852 auch auf Deutsch erschien. Er starb am 9. August in Hongkong.

Die Zeit schrieb im Jänner 1998 anlässlich einer neuen Ausgabe seines Reiseberichts:

Der aus Pommern stammende Schneidersohn, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die asiatischen Küsten absegelte, Religion und bisweilen Opium verbreitend, die Bibel verkündend unter der Flagge britischer Handelshäuser, hatte das Reich der Mitte ganz und gar zu seiner Lebensmitte erkoren. Ein frühes Marketing- und Sprachgenie, lernte er die chinesischen Dialekte von Mandarin über Kantonesisch bis zu Fuijan, der Umgangssprache der Seeprovinz - so perfekt, dass ihn alle Schichten und Behörden als Kind des Landes ansahen. Seine Reisen als verkleideter Passagier in das den Fremden verbotene Reich waren so verwegen, wie seine Missionspläne - China noch zu seinen Lebzeiten zu christianisieren - an Größenwahn grenzten. Gützlaff-Kuo war mehr ein Süchtiger als ein Heiliger - als Pastor wie als Pirat zog es ihn immer wieder zurück.

Journal of Three Voyages along the Coast of China in 1831, 1832, & 1833 with notices of Siam, Corea, and the Loo-Choo islands by Charles Gutzlaff

Karl F. A. Gützlaff (1803-1851). Zur interkulturellen Karriere eines Missionars zwischen Europa und Ostasien. Symposium. Erfurt, 15.-16.06.2001