Juli 1898

Einen ruhigen Monat in Pei ta ho, wo ich mich allmählich erholte und alles Ärgerliche und Kränkende zu vergessen suchte. Könnte man doch so ein beschauliches Leben weiterführen während der paar Jahre, die man noch zu leben hat, und brauchte sich nicht immer abzumühen und zu quälen. Es ist so hart, einen Kampf führen zu müssen, um ein Plätzchen an der Sonne, wenn sie doch andere so voll bescheint. Hätten wir irgendwo ein eignes Haus, wie gern zögen wir uns dorthin zurück; wir sind beide so müde. Es geht ja aber nicht wegen der Kinder. Nun, wir werden ja auch mal unsere sechs Fuß Erde haben und damit ist alle Not vorbei.

Mitte Juli fing die Regenzeit an; es goss sechs Tage und Nächte. Die Eisenbahndämme stürzten ein, kein Dach war mehr fest, Häuser fielen um, und wir waren von der ganzen übrigen Welt abgeschnitten, da auch der Telegraph nicht mehr ging. Eis, Fleisch, Sodawasser und Kohlen gingen uns aus...

Ich erhielt von Geheimrat Franzius sein Werk über Kiautschou zugesandt, mit Illustrationen von S. M. und den Bildern aller Marineherren, die je in Kiautschou gewesen. Von Edmund ist gar keine Erwähnung getan, und es sieht so aus, als ob die ganzen Verhandlungen und der Kiautschou-Vertrag lediglich eine Marinesache gewesen sei.

Man sollte sich vielleicht nicht über solche Dinge ärgern, und doch tut man es und grübelt, was man denn hätte besser machen können, und wie dem allen entgegen zu arbeiten wäre. So wird man in einen Kampf gezogen, wo man sich doch nur nach Ruhe sehnt.

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