1. Juni 1898

Zurück in unsern schmutzigen Pekingkäfig, wo wir die angenehme Überraschung hatten, dass Treutier [Legationssekretär in Tokio] aus Japan abends bei uns eintraf. Es war eine große Freude, jemand bei uns zu haben, mit dem wir uns über vieles aussprechen können.

Während seines Aufenthalts kam ein Telegramm aus Berlin, S. M. habe aus Anlass des Besuchs Prinz Heinrichs Edmund den Kronenorden 2. Klasse verliehen. Nach den Telegrammen des Prinzen ist dies, weiß Gott, schwach, und nachdem Stübel vorher denselben erhalten, ist es eigentlich mehr kränkend wie auszeichnend! Wir waren sehr außer uns darüber. Es hat auch den Nachteil, dass Edmund eigentlich jetzt gleich telegraphisch um Urlaub bitten wollte; wenn wir es nun aber tun, sieht es zu sehr nach einer Demonstration aus.

Eine recht bedrückte und deprimierte Zeit durchgemacht. Wenn man sich Fehler bewusst ist, nimmt man Strafen ja auch hin, — aber hier in China hat Edmund doch, weiß Gott, sein möglichstes geleistet!

Bei entsetzlicher Hitze hatte ich die sommerliche Einkampferung und Verpackung des Hauses zu machen und fühlte mich dabei so grenzenlos degoutiert von allem. Wozu all die Mühe? Hätte man doch irgendwo ein Stückchen Erde zum Ausruhen.

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