22. Januar 1898

Herr Sommer und Herr Hagge, letzterer ein Vertreter der Firma Wahl, die die Shantung-Bahnen bauen will, waren zum Tiffin bei uns. Herr Hagge war ganz enthusiastisch darüber, wie es Edmund verstanden hat, die Eisenbahnkonzession zu erreichen, und meinte, nun sei doch endlich mal jemand da, der es verstände, mit den Chinesen umzugehen. Das würde so leicht keiner Edmund nachmachen.

Nach dem Tiffin gingen wir auf die Stadtmauer, wo sich le tout Peking einfand, um die Sonnenfinsternis zu beobachten, die China soviel Unheil bringen soll. Ein gütiges Schicksal blies aber Wolken auf, als die Sonnenfinsternis gerade begonnen hatte; so war der Schein wieder einmal für die Chinesen gerettet. Ihr Aberglaube ist, dass ein Drache die Sonne verschlingt, und in allen Höfen der kleinen grauen Häuser konnte man von der Mauer aus kniende Frauen sehen, die Küchenutensilien gegeneinander schlugen, um den Drachen durch Lärm zu verscheuchen. Denn es scheint den Chinesen als böses Omen, dass diese Sonnenfinsternis gerade an ihrem Neujahrstag stattgefunden hat.

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