17. November 1897

Herrliches Wetter, Sonnenschein, als sei nie ein Sturm gewesen. Als wir die Takuforts passierten, ward die deutsche Flagge gehisst und Edmund mit 17 Schuss salutiert, ganz wie vor anderthalb Jahren, als wir ankamen. Aber mit wie andern Gefühlen kommen wir jetzt!

Ein uns von Eiswaldt entgegengesandter Diener überbrachte ein Chiffretelegramm von Rotenhan, es lautete: Nachdem Kaiser Nikolaus unserm Kaiser die Kiautschou-Bucht bereits zugesagt habe, hätte die russische Regierung nachher Einsprache erhoben und Prioritätsrechte geltend gemacht, worüber noch verhandelt würde. Dem Admiral sei telegraphiert, Besetzung zu verschieben, bis Edmund seine Forderungen gestellt und diese abgelehnt seien. Wäre die Bai schon besetzt, so solle er vorläufig keine Hoheitsrechte beanspruchen. Edmund solle sein Verhalten entsprechend einrichten. Wir waren ganz vernichtet, denn wir hätten alles eher erwartet wie Schwierigkeiten von den Russen, nachdem ihr Kaiser ausdrücklich zugesagt hatte. Ich weinte unaufhaltsam während des Dechiffrierens, mit dem wir noch fortfuhren in der Eisenbahn von Tangku nach Tientsin.

Eiswaldt und Krause waren uns vor zwei Tagen nach Tangku entgegengekommen und waren gerade im Begriff gewesen, ein Schiff auszuschicken, um nach uns suchen zu lassen. Von dieser Reise und der Ankunft in Tientsin habe ich nur eine wirre Erinnerung. I felt like stunned — es war zu unerwartet und grausam in all unser Hoffen hinein. Auf dem Tientsiner Bahnhof stand ein Vertreter der Firma Wahl und Co. in Köln, der Edmund gleich beiseite nahm und ihm sagte, er wisse von einem Bruder Weng tung hos, dass Pawlow und Dubail im Tsungli gewesen seien und gesagt hätten, China solle sich auf keine Landabtretung einlassen, denn Russland und Frankreich hielten Deutschland unter dem Daumen. Es war zu empörend.

Sobald wir im Konsulat in Tientsin eintrafen, ging es ans Dechiffrieren der dort angesammelten vielen Depeschen aus Berlin wie aus den Konsulaten, und dabei stießen wir plötzlich auf die uns ganz beglückende Nachricht, der Admiral habe am 14. bereits die Forts an der Kiautschou-Bucht besetzt. Von dem Moment an fassten wir wieder Mut, denn jetzt können sie eigentlich kaum wieder heraus. Gott segne die Marine!

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