12. September 1897

Seit einiger Zeit erscheinen Zeitungsnotizen, China wolle mit Russland Kiautschou befestigen; die englischen Zeitungen sind wütend darüber und loben nun Kiautschou bis in den Himmel, nachdem vorher nie ein Mensch darüber geredet hat; es ist beinah zuviel des Guten, denn es wird die Abtretung nur erschweren.

Edmund erhielt die telegraphische Genehmigung zu seiner Hafenreise, er solle aber einen Drahterlass über Kiautschou abwarten, was uns sehr gespannt macht, denn man sieht doch, dass sie sich in Berlin darum kümmern.

In dieser Zeit viel Sorge durch Briefe von Didi, welche so sehr drängt, ich möchte zum Winter zu Onkel Edmund kommen. Ich kann das aber nicht tun, ohne dass er mich direkt darum bittet, und dann wäre es für mich ein ganz entsetzliches Opfer, Edmund hier ganz allein zu lassen. Ich hoffe immer, dieser Kelch geht an mir vorüber.

Einen jeden hält doch die trübe Sorge an der Hand, aber die Einbildungskraft in ihrem rosa Wölkchen schiebt sich dazwischen und gaukelt uns etwas vor, so dass wir die graue Frau etwas weniger deutlich merken. Glücklich sind die Projektemacher!

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