6. April 1897

Wir fuhren in Siberiennen nach den außerhalb gelegenen gelben Lamatempeln. Die Wege waren so schauerlich, dass wir mehrmals umwarfen. Der Tempel ist aber so schön, dass der Ausflug doch lohnte. Wir saßen dort unter grünen Zypressen, zwischen denen die weiße Marmorpagode schimmert, unter der ein tibetanischer Lama begraben sein soll und die mich mit ihrem goldenen Aufsatz recht an Birma erinnerte. Um uns herum standen eine Menge Mönche, Chinesen und Mongolen, in seltsamen Pelzmützen und schmutzigen Brokatröcken; besonders eine recht schöne Mongolin mit goldenem Filigran­kopfschmuck wich nicht von meiner Seite.

Tirpitz, den wir in den nächsten Tagen erwarteten, kommt nicht, sondern geht direkt aus Japan nach Berlin, da er zum Staatssekretär im Reichs-Marineamt ernannt ist. Einerseits erfreut uns dies sehr, da wir an ihm jemand in Berlin haben werden, der sich für China interessiert, und dem wir unsre Wünsche werden direkt mitteilen können. Andrerseits aber ist es ein Jammer, dass ihn Edmund nicht noch vorher sprechen kann.

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