3. März 1897

Wie jetzt beinahe täglich, war mir wieder recht wenig wohl, und so schrecklich abatue ohne eigentlichen Grund. Ich fuhr nachmittags mit Grünau in chinesische Seidenlager, was mich wieder etwas aufrappelte. Die Luft war schön und man empfand so eine Sehnsucht, nach irgendeinem hübschen, grünen, reinlichen Ort zu können; — statt dessen nichts wie diese graue, trübselige Scheußlichkeit.

Zum Diner waren wir bei Baron Vinck, der sehr weit weg wohnt, und die Sänftenreise bis dorthin war besonders lugubre. Die Straßen sind hier nachts völlig unbeleuchtet und gänzlich menschenleer, und zwischen den endlosen niederen, grauen Mauern vorbeigetragen zu werden, hat etwas ganz Beklemmendes, als sei man allein noch lebendig in einer ausgestorbenen Welt. Manchmal begegnet man einem Chinesen, eine Laterne in der Hand, und diese undeutlichen Gestalten, deren Umrisse auf Augenblicke aus der Finsternis auftauchen, scheinen wie arme irrende Seelen; sie suchen auch den Weg, und alle bei ungenügendem Licht.

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