26. Januar 1897

Einige Visiten gemacht. Die Straßen Pekings werden mir aber jedes Mal entsetzlicher, und ich habe eine physische Repulsion gegen sie, als sollte ich jemand, der mir sehr eklig ist, einen Kuss geben.

Abends ein sehr nettes Diner bei Vinck. Er hat eine Masse schöner alter chinesischer Sachen gekauft. Früher hätte mich hier die Sammelwut entschieden auch erfasst, jetzt lässt es mich ziemlich kühl und ich weiß nicht, ob der Grund ist, dass ich überhaupt abgestumpft worden bin, oder das fortwährende Denken an unsre Vermögenslage.

Wenn diese große Wolke sich lichtete, mit wie viel leichterem Herzen wollte ich Peking ertragen! Vielleicht ist es aber ein für uns heilsamer Zwang. Denn wer weiß, ob wir die force morale hätten, hier auszuharren, wenn wir genug hätten, um unabhängig leben zu können.

Ich bin alles so rasend müde und sehne mich — ja wonach eigentlich? Ich glaube nach der Abwesenheit von Sorge. Wenn ich aber bedenke, wie schlimm es mir ganz früher ging, und wie leicht ich hätte mein Leben lang in jener mornen Hoffnungslosigkeit bleiben können, dann bin ich auch für die jetzigen Sorgen dankbar!

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