6. Dezember 1896

Nachmittags machten wir eine Sonntagspromenade auf der großen Mauer, von der aus man einen unbeschreiblich melancholischen Blick auf die grauen Dächer Pekings hat. Eine Stadt von Hütten, die sich beschämt unter den vielen entlaubten Bäumen verstecken, mit trostlos weiten, ganz leeren Plätzen dazwischen. Über diesem traurigen Grau in Grau erhebt sich die die Kaiserstadt umgebende Mauer, über welche die gelb gedeckten Dächer der Paläste und Tempel herüberschauen, und am Horizont sieht man duftige Gebirgslinien. Die Kanäle sind schon fest zugefroren, man kommt sich weit weg vor, und das erklärt vielleicht die so ganz besondere Melan­cholie dieser Aussicht.

Beim Zurückkommen schauten wir lang auf die Hatamen-Straße mit ihrem Grouillement von grau und blauen Karren und Chinesen in dicken Schafpelzen, und Edmund meinte, es sei doch nicht möglich, dass es lange noch hier so weiter dauere, ein europäisches Regiment müsse doch bald kommen! Hier für den Norden Chinas wird es entschieden Knute und Juchtenleder heißen.

Index