21. August 1896

Morgens um 1/2 6 Uhr schon auf und in dem Wäldchen spazieren gegangen, wobei mich ein kleiner Bonze begleitete, der die kläffenden Hunde verjagte und mir wilde Blumen pflückte.

Ganz dicht an unserm Haus ist ein besonders heiliger Teich, in welchen das Quellwasser aus einem steinernen Ungeheuerkopf fließt, von beiden Seiten führen Felsentreppen, die mit Glyzinien überwuchert sind, zu einem höhergelegenen Tempel, durch dessen Türen man Buddhas und andre Götzen sitzen sieht, mit den 5 Opfergefäßen vor ihnen auf den Tischen. Vor diesem Teich ist ein kleiner Platz, auf dem eine weiße Steinpagode steht, die sehr an burmesische erinnert. Schlingpflanzen ranken sich daran empor, und eine herrliche Weymouthskiefer hebt sich tiefgrün von dem Weiß der Pagode ab.

Wäre es nur etwas kühler und fühlte ich mich etwas weniger krank und hätten wir einen etwas besseren Koch, so wäre alles reizend hier draußen.

Ich mundierte einen Bericht von Edmund über das Tsungli Yamen, welches er sehr amüsant schilderte. Er hat gleich in den ersten Tagen eine Menge Berichte geschrieben, die, unter dem ersten Eindruck verfasst, die ganze Lage sehr charakterisieren.

Über das effacement Englands und die ganz dominierende Stellung des Grafen Cassini hat er berichtet, und hoffentlich werden sie daraus entnehmen im Auswärtigen Amt, dass das, was sie eventuell wollen, nur mit und durch Russland zu haben ist.

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