17. Juli 1896

Morgens um drei setzte sich das Schiff in Bewegung und fuhr den Fluss aufwärts. Wir begegneten vielen Dschunken mit grauen und braunen Segeln; sie führen Holz, welches außen an die Schiffs­seiten gebunden ist. All diese Dschunken haben zwei große gemalte Augen und der Chinese sagt: „Ship no have eye, how can ship go?".

Man kommt auch an viel europäischen und chinesischen Schiffen vorbei, unter denen die Kriegsschiffe am seltsamsten sind; abenteuerlich hoch gebaut mit großen gelben Segeln und aufs bunteste bemalt mit komischen Mandarinen und sonstigen Figuren. Sehr drollig war es, die Verachtung zu beobachten, mit der einige mitreisende Japaner diese Kriegsungetüme betrachteten.

Die Einfahrt in Shanghai ist recht imponierend, an den Kais entlang mit ihren sehr stattlichen europäischen Häusern, unter denen das deutsche Generalkonsulat sich besonders gut ausnimmt. Es ist ein großes Gebäude, dicht am Fluss gelegen, welches jede Brise empfängt, die überhaupt weht, und das schätzten wir sehr, denn die Hitze war furchtbar und besonders unerträglich durch die enorme Feuchtigkeit. Diese dicke Luft erinnert mich sehr an Indien, und auch sonst ist mir immerwährend, als wäre ich wieder in Kalkutta. Es sind wieder, wie dort, die zwei getrennten Welten, die dicht nebeneinander hergehen, ohne dass die eine irgend etwas vom eigentlichen Wesen der ändern kennt.

Auf der einen Seite die Europäer in ihren ganz abgetrennten Quartieren, die sie so luftig und behaglich wie möglich einrichten, und wo sie sich durch größeren Komfort als zu Hause für Exil und heißes, erschlaffendes Klima entschädigen. Andrerseits die geheimnisvolle brodelnde Masse der Eingeborenen, die uns in ihren engen, schmutzigen Häusern so namenlos elend erscheinen, und ihrer eigenen Ansicht nach doch eine Weisheit und Zivilisation zu besitzen glauben, die sie berechtigt, verächtlich auf uns herabzuschauen.

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