5. Juli 1896

Von morgens früh ab war ich auf der Brücke des Kapitäns, um die Einfahrt in den Golf von Yokohama zu sehen; leider war das Wetter so trübe, dass wir den Fusiyama nicht erblickten. Die ganze grüne Küste mit den malerisch gruppierten Häusern interessierte mich aber ungemein, und ich war recht melancholisch, dass das Glück, in diesem entzückenden Lande bleiben zu können, so nahe an uns vorübergegangen ist.

Der Lotse, der an Bord kam, erzählte uns, dass vor wenigen Tagen eine tidal wave im Norden Japans furchtbare Verheerungen angerichtet hätte, und zirka 5000 Menschen umgekommen seien. Dr. Orth, der Dragoman von der Gesandtschaft holte uns in Gutschmids Namen ab und brachte Edmund ein Telegramm des Admirals Tirpitz, der ihm Rendezvous in Chefoo gibt, und zwar möglichst bald, da er Ende des Monats von dort weg will. Um 7 Uhr fuhren wir mit Dr. Orth nach Tokio. Ich hab so viel über Japan gelesen, dass es mir fortwährend so ist, als sähe ich lauter Altbekanntes, inmitten dessen ich schon einmal gelebt hätte.

Die Japaner in ihren halb europäischen Kostümen sind sehr enttäuschend, aber die niedlichen Japanerinnen und die bezaubernden babies make up for it. Sehr müde kamen wir in Tokio an, wo wir auf dem Bahnhof von Gutschmids Leuten, Dienern, und Kutschern in sehr komischen japanischen Livreen erwartet wurden.

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